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Unser Science-Podcast-Rezept

Viele Bäcker verderben den Käsekuchen. Von wegen! Wir backen uns einen Podcast in 5 plus 2 Teilen – zu siebt.

Eine beliebte Übung der letzten Monate, um den Gemütszustand der Menschen in Begriffe zu bringen, war, die häufigsten Google-Anfragen zu identifizieren und zu kommentieren. Da gab es offensichtlich im ersten Lockdown einen ziemlichen Hype um Bananenbrote und wie man diese am besten bäckt. Ein anderer Suchanfragen-Hit: Podcast. Mutmaßlich im Zusammenhang mit jenem, den der NDR mit Prof. Christian Drosten produziert – die Suchanfrage-Kurven für „Podcast“ und „Drosten“ im März 2020 sind nahezu deckungsgleich.

Auch im Sonderforschungsbereich Hybrid Societies haben wir uns im Frühjahr gefragt, wie wir die geplanten Veranstaltungen vor Ort, deren Durchführung immer unwahrscheinlicher wurde, kompensieren. In den Bananenbrot-Wettbewerb einzusteigen, kam uns eher nicht in den Sinn – einen Podcast zu produzieren schon. Aber auch der braucht ein gutes Rezept, um nicht im Longtail zu verschwinden, denn: Bei aller Omnipräsenz des Formats sind Wissenschaftspodcasts nach wie vor und trotz Prof. Drosten ein Nischenprodukt. Dafür, aus dem Stand so erfolgreich zu sein wie das Coronavirus-Update, braucht es schon besondere Bedingungen. Hier also unser Rezept für einen Podcast, der, wie sich herausstellt, gehört wird:

Zutaten für eine Portion / Folge

Für die Basis:
  • eine bewährte und stabile Form
  • zwei bis drei Enthusiast:innen
  • eine Redaktion
  • (verschickbare) Mikrofone und Technik für die Aufzeichnung vor Ort und von Ferne

Für den Inhalt:
  • ein aktuelles Thema
  • zwei Forschende, deren Projekte an diese Themen anschließen
  • einen sehr guten Wissenschaftsjournalisten mit eingängigem Timbre
  • einen Teaser
  • 28 Minuten

Natürlich sollen unsere Gespräche gehört werden. Deswegen suchen wir Anschlüsse an Themen, die gerade auf der Tagesordnung sind. Verkörperte digitale Technologien und Corona oder Autonomes Fahren und Verantwortung zum Beispiel. Für diese Themen suchen wir jeweils 2 Forschende aus dem Kreis des Forschungsverbundes, die direkt zu den Themen forschen oder deren Forschung einen Beitrag leistet. Voraussetzung: Mit den Personen treffen auch verschiedene Disziplinen aufeinander und wir hören unterschiedliche Perspektiven. Das ist nicht nur spannend (finden wir), es entspricht auch dem SFB als interdisziplinärem Verbund. Ohne einen gewieften Wissenschaftsjournalisten funktioniert das dennoch kaum. So einer ist Thibaud Schremser, der viel für den Bayerischen Rundfunk arbeitet und dessen Händchen für den Ear-Catcher im Intro jeder Folge schon jetzt legendär ist. Fertig ist eine Folge nach 28 Minuten, plus/minus. Statistisch die ideale Länge eines Podcasts.

Für das Topping:
  • O-Töne aus populären Medienprodukten
  • einen Grafiker, dessen Entwürfe die Themen mit den Sprechenden zusammen und auf den Punkt bringen

Kein Kuchen ohne Guss! Aus unserer Sicht gehört dazu – ein Höhepunkt jeder Abnahme vor dem Upload – Thibaud Schremsers zielsicherer Griff in die große Kiste passender Science-Fiction-Zitate. Und auch das Auge hört mit. Wir dürfen uns auf den Bildkünstler Jacob Müller verlassen, der es versteht, in jedem Cover die Sprechenden, das Thema und satte Farben in 2987*2987 Bildpunkte zu gießen.

Am 12. März 2021 ist die vorerst letzte Folge erschienen. Aber: Ein Bonustrack kommt noch und wir backen weiter. Im Herbst 2021, überall, wo es gute Podcasts gibt, und außerdem hier und hier (RSS-Feed).

Ingmar Rothe (Ö) und Christian Pentzold (Ö)

Foto Credits: google Trends, https://bit.ly/38B7bce, letzter Aufruf: 12.3.2021